Meine Mutter hat früher nie ein Instrument gespielt, aber vor zwei Jahren hat sie die Zauberharfe für sich entdeckt. Praktisch ohne Vorkenntnisse kann man dieses Instrument spielen. Mit ihrer Begeisterung hat sie auch einige Mitbewohnerinnen in ihrem Seniorenwohnheim angesteckt, und diese Gruppe tritt mittlerweile sogar öffentlich auf.
Als ich sie vor einigen Monaten besuchte, fragte sie mich, ob ich ihr nicht einen Ständer für ihre Harfe bauen könne. Sie hatte einen Prospekt für einen solchen Ständer, der nichts anderes als ein abgewandelter Notenständer war. Etwas Ähnliches hatte ich noch nie gebaut, aber ich sagte spontan zu.
Nach einigem Suchen fand ich in der Zeitschrift HolzWerken einen Plan für einen Notenständer (Heft März/April 2009), der mir sehr gut gefiel. Wegen der zu ändernden Abmessungen habe ich mich erst noch einmal mit dem CAD-Programm Sketchup beschäftigt, um die Proportionen besser beurteilen zu können. Die Tutorials von Heiko Rech und anderen waren mir dabei eine große Hilfe. Schließlich hatte ich einen Entwurf, der mich überzeugte, und ich machte mich an die Arbeit.
Der Ständer besteht aus einer dreieckigen Führungssäule mit eingegrateten Füßen und einer ebenfalls dreieckigen Tragsäule, die das Notenpult oder in diesem Fall das Pult für die Harfe trägt. Das Pult ist sowohl in der Höhe als auch in der Neigung verstellbar. Die Dimensionen habe ich so geändert, dass man die Harfe sowohl im Sitzen als auch im Stehen spielen kann. Außerdem habe ich die Abmessungen des Pultes auf die Harfe angepasst.
Vor vielen Jahren hatte ich mir mehrere Bohlen Birke gekauft für ein Projekt, aus dem dann doch nichts geworden ist. Ein Teil davon war schon besäumt und gehobelt, also konnte ich gleich loslegen.
Für die Führung brauchte ich Bretter mit acht Millimetern Stärke. Dafür habe ich ein Brett mit der Schlitzsäge aufgetrennt.
Das Ergebnis des ersten Schnitts, und was daraus einmal entstehen soll.
Die drei Bretter für die Führungssäule.
Die Anleitung beschreibt das Anschrägen der Bretter mit der Tischkreissäge. Das kam für mich nicht in Frage, aber wie hobelt man eine Brettkante im Winkel von 30 Grad? Nach einem erfolglosen Versuch mit einem entsprechenden Anschlag für die Rauhbank kam ich auf die Idee mit diesen Unterlagen. Auf drei Holzklötzen mit einem Winkel von 120 Grad liegen jeweils zwei mit einem Klebeband verbundene Bretter und werden gleichzeitig gefügt.
So ganz exakt ist das Ergebnis nicht geworden, aber zumindest außen waren alle Fugen geschlossen, Das Ergebnis nach dem Verleimen war überzeugend genug, um weiter arbeiten zu können.
Für die Tragsäule brauchte ich eine Stärke von 50 Millimetern, also habe ich zwei entsprechende Leisten miteinander verleimt.
Das Formen der dreieckigen Säule habe ich mit wenig Theorie und viel Praxis hinbekommen. Mit etwas Übung wäre das sicher leichter gewesen, aber das Spiel ist nicht allzu groß.
Das Pult besteht aus einfachen rechteckigen Leisten, die an den Ecken überblattet sind. Zur Stabilisierung und zur Befestigung des Pultverbinders sind zwei weitere Leisten eingezogen. Die Abmessungen habe ich dabei so gewählt, dass das Klangloch auf der Rückseite der Harfe nicht verdeckt wird. Am unteren Ende des Pultes wird im rechten Winkel ein Haltebrettchen für die Harfe angeleimt.
Eine der Überblattungen an der Mittelleiste. Nicht alle Verbindungen sind mir so gut gelungen.
Die Tragsäule erhält am oberen Ende einen Einschnitt für den Pultverbinder.
Der Pultverbinder wird eingepasst. Die Tragsäule habe ich wie im Bauplan zu zwei Leisten auslaufen lassen. Mit Hilfe einer Schraube wird dazwischen der Pultverbinder befestigt.
Die drei Füße sind mit einem Grat versehen und warten auf ihre endgültige Form.
Probeaufbau mit den eingeschobenen, noch grob geformten Füßen und einigen Leimzwingen zur provisorischen Befestigung des Pultes.
Eigentlich wollte ich Schrauben vermeiden, aber weil die Harfe doch deutlich schwerer ist als einige Notenblätter, habe ich schließlich den Pultverbinder doch zusätzlich gesichert.
Ebenfalls schon im obigen Bild zu erkennen ist die Klemmung für die Pultverstellung, die aus einer M8-Schraube und einem (hier noch ungeformten) Holzklötzchen mit Einschlagmuffe besteht.
Hier im Detail die Klemmschraube für die Höhenverstellung. Eine breitköpfige Rändelschraube ist am freien Ende in einen Holzgriff eingeklebt. Sie dreht sich in einer Einschlagmuffe, die auf der Innenseite eines Haltebrettchens befestigt ist. Das Brettchen wird anschließend über einem entsprechend großen Loch in der Tragsäule angeleimt. Den Kopf der Rändelschraube habe ich zur Verbesserung der Reibung mit einem Stück Stoff beklebt.
So sieht der fertige Ständer aus, nachdem die Füße geformt und eingeleimt sind und auch die Griffe ihre endgültige Form bekommen haben. Fehlt nur noch die Oberflächenbehandlung.
Zweimal geölt und fertig zur Auslieferung!
Die Höhen- und Neigungsverstellung aus der Nähe.
Leider habe ich noch kein Foto vom Harfenständer im Einsatz. Meine Mutter hat sich jedenfalls sehr gefreut und mir versichert, dass der Ständer so funktioniert, wie sie es sich vorgestellt hat.
Nachtrag:
Mittlerweile habe ich ein Foto bekommen.