Hier geht's zum vorherigen Beitrag.
Auf den ersten Blick scheinen die Nasen von Hobeln alle gleich auszusehen. Tatsächlich aber sind sie recht unterschiedlich und ihre Form kann einem schon Hinweise auf den Hersteller geben. Anders als bei den menschlichen Nasen kommt es bei Hobeln weniger auf Schönheit als auf gute Handhabung an. Ich wollte beides haben, eine schöne und handliche Nase.
Ich hatte in einem früheren Beitrag schon angedeutet, daß ich die Hobelnasen der Firma Friedrich Ott schöner finde als die von Georg Ott/Ulmia. Diese im oberen Bereich nach der Seite gebogenen Griffe, wie man sie auch bei Kneisel und Goedel findet, gefallen mir einfach besser als die klobigen geraden von Ulmia, Steiner und Famos/Esslinger & Abt. Damit war die Frage der Schönheit geklärt, aber wie sieht eine handliche Nase aus?
Über mangelnde Testmöglichkeiten kann ich nun wirklich nicht klagen, also habe ich einfach mal ein paar Griffe durchprobiert. Überrascht mußte ich feststellen, daß ausgerechnet eine seltene und wieder "ausgestorbene" Form sich als besonders handlich herausstellte. Das waren nämlich Hobel von Max Gaitsch, deren Vorderteil mich an ein Wikingerschiff erinnert. Das ist eigentlich kein Wunder, denn der untere von der Hand umfaßte Teil ist völlig in den Hobelkörper integriert und liegt damit gut in der Hand.
Für meinen ersten Hobel war mir diese Form der Nase aber dann doch zu exotisch. Und da ich in der Handhabung keine großen Unterschiede bei den anderen Herstellern feststellen konnte, habe ich mir einen Fausthobel von Friedrich Ott als Vorbild für die Nase genommen.
Die Form habe ich frei Hand auf einen Weißbuchenklotz skizziert und mit der Schweifsäge grob vorgeschnitten. Der untere Teil behielt vorläufig seinen rechteckigen Querschnitt, um das Einspannen für die weitere Formgebung und das Herstellen der Gratverbindung zu erleichtern.
Die grobe Form war schnell mit der Raspel hergestellt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut man geschweifte Holzoberflächen mit Raspeln und Feilen formen kann und wie schnell das geht.
Sieht doch schon gut aus!
Die Nase von deutschen Hobeln wird in den Hobelkörper eingegratet (einzige Ausnahme: ECE). Das untere Ende der Nase kann einfach auf dem Vorsprung aufsitzen, wird aber üblicherweise in eine eingebohrte Vertiefung versenkt, um die Verbindung noch zu verstärken. Das setzt voraus, daß man die Basis perfekt rund macht, und das habe ich mir nicht zugetraut. Deshalb habe ich diese Vertiefung kleiner als den Durchmesser der Nase gemacht und einen entsprechenden Zapfen abgesetzt. Ein Dübelverbindung wäre auch denkbar.
Die Gratnut im Hobelkörper habe ich wegen ihrer Größe und Lage etwas anders herstellen müssen als gewohnt. Nachdem ich den meisten Abfall in der Standbohrmaschine herausgebohrt hatte, war die Nut aber dann leicht mit einem Beitel herzustellen. Wesentlich schwerer getan habe ich mich mit dem Grat an der Nase. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, zuerst den Grat mit dem Grathobel an einen quaderförmigen Klotz anzustoßen und danach mit der Formgebung der Nase zu beginnen.
Aber zum Glück ist der Grat nur sehr kurz, und ich finde auch, daß die Verbindung besser aussieht, wenn der Grat abgesetzt wird.
Nachdem die Nase eingepaßt war, habe ich noch den Keil auf die endgültige Länge gekürzt und oben abgerundet. Und so sieht der Hobel jetzt aus. Die Nase wird noch abgeschliffen und eingeleimt, und auch im Spanloch müssen die Oberflächen noch geputzt werden. Die Kanten will ich noch etwas abrunden. Und schließlich muß ich mir noch Gedanken machen, wie der Ballen, also der hintere obere Teil des Körpers aussehen soll, damit der Hobel auch bequem in der Hand liegt.
Hier geht's zum nächsten Beitrag