Der Baum als Markenzeichen der Firma Böker ist weltbekannt. Auf der Homepage der Firma ist zu lesen, daß als Vorbild für dieses Zeichen ein Kastanienbaum diente, "der die erfolgreiche Remscheider Handwerkzeug-Fabrik der Familie Böker überschattete." Das Zeichen des Baumes habe der Remscheider Firma gehört und Heinrich Böker habe es für sein 1869 neugegründetes Werk in Solingen übernehmen dürfen.
Bei meinen Recherchen habe ich auch verschiedene Markenanmeldungen der Böker-Firmen gefunden. Die Anmeldung vom 3. Juni 1870 beim Königlichen Gewerbegericht in Solingen zeigt das Zeichen mit der einfachen Beschreibung "der Baum". Trotz der falschen Schreibweise des Namens mit "Fabrikhandlung Heinrich Becker & Cie. am Wehrwolf Gemeinde Dorp" ist klar, daß die Solinger Fabrik Heinrich Böker gemeint ist. Von "Böker" über "Böcker", wie der Name oft in alten Quellen auftaucht, zu "Becker" ist es nicht weit. Und das Baumwerk Heinrich Böker in Solingen steht noch heute im Solinger Stadtteil Dorp an der Schützenstraße, die die Verlängerung zur Straße "Werwolf" bildet.
Der Baum auf dem Solinger Markenzeichen unterscheidet sich deutlich von der früheren Anmeldung der "Handlung R. & H. Böker zu Remscheid" vom 25. Juni 1859. Der dort abgebildete Baum hat eine schirmförmige Krone und wird flankiert von den Buchstaben "B B".
Obwohl dieses Markenzeichen 1859 angemeldet wurde, ist es tatsächlich schon länger im Besitz der Firma Böker. Diese Neuanmeldung ist vermutlich auf eine veränderte Gesetzgebung zurückzuführen, nämlich die "Verordnung zum Schutz der Fabrikzeichen von Eisen- und Stahlwaren für die Provinz Westfalen und die Rheinprovinz" von 1847.
Daß das Zeichen schon früher vergeben wurde, geht auch aus einem Artikel in einer juristischen Zeitschrift von 1854 hervor. Dort heißt es: "Das Handelshaus J. G. Böcker und Söhne oder R. und H. Böcker zu Remscheid, ist nach Maaßgabe des Gesetzes vom 18. August 1847 im ausschließlichen Gebrauche eines Fabrikzeichens für seine Eisen- und Stahlwaaren, welches einen Apfelbaum mit den Buchstaben B. B. und B. S. darstellt."
Ein Apfelbaum also, keine Kastanie? Als ich dieses Zitat gefunden hatte, war mir nicht klar, welche Bedeutung ich dem beimessen sollte. In dem genannten Artikel geht es um einen Rechtsstreit mit einer Konkurrenzfirma, die ein sehr ähnliches Zeichen auf ihre Waren geschlagen hatte. Ich dachte, daß es dabei mehr um den Baum an sich als Markenzeichen ging und nicht um die Art des Baumes. Aber dann habe ich die vermutlich allererste Anmeldung eines Zeichens der Firma Böker gefunden.
Die Zeichenrolle des Cronenberger Handwerksgerichts wurde aufgrund einer landesherrlichen Verfügung von 1765 eingerichtet und enthält Anmeldungen von Fabrikzeichen der Jahre 1766 bis 1829 aus den Gemeinden Cronenberg, Lüttringhausen und Remscheid. Die Einträge sind sehr schwer zu entziffern, und obwohl ich schon länger eine Kopie davon besitze, habe ich bisher nur einen kleinen Teil davon ausgewertet. Um die Frage zu klären, welcher Baum denn nun auf dem Bökerschen Markenzeichen abgebildet ist, habe ich einen neuen Anlauf gestartet und tatsächlich eine Anmeldung vom September 1792 gefunden.
Ich gebe hier den Inhalt teilweise mit eigenen Worte wieder. Leider ist der Text an vielen Stellen unklar, insbesondere auch da, wo der Name des Baums genannt wird. Ich erkenne ein "a??elbaum". An der Stelle der Fragezeichen könnte ein "st" stehen, ein "ft", ein "ff" oder ein "ß". Wer möchte, kann sich ja mal selbst am Originaltext versuchen (Link unten):
"1792 den 29. September präsentierte Gottfried
Böker aus Vieringhausen im Kirchspiel
Remscheid das Zeichen den Apfelbaum,
welches auf allerhand Stahl- und Eisen-
waren geprägt werden soll. Dies Zeichen
ist in den Kirchen des Handwerks-
distrikts proklamiert worden
und wie es hier neben abgedruckt
steht."
Das in Siegellack eingeprägte Zeichen interpretiere ich in Anlehnung an das obige Zeichen von 1859 als Baum mit den Buchstaben G und B (für Gottfried Böker):
Um abschließend zu klären, was genau in dieser Markenanmeldung steht und auf dem abgedruckten Zeichen zu sehen ist, wird es wohl einen Experten brauchen, der sich das Original in Remscheid mal genauer ansieht. Aber selbst wenn sich der Apfelbaum bestätigen sollte, kann das spätere Zeichen von Heinrich Böker trotzdem einen Kastanienbaum darstellen. Interessant ist die Sache auf jeden Fall.
Quellenangaben:
Markenanmeldung vom 3. Juni 1870:
Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf
[Bayerische Staatsbibliothek München]
Markenanmeldung vom 25. Juni 1859:
Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf
[Google Buchsuche]
Markenanmeldung vom 29. September 1792:
Zeichenrolle des Cronenberger Handwerksgerichts
Historisches Zentrum der Stadt Remscheid
Verfahren gegen Gebr. Wirths:
Archiv für das Civil- und Criminal-Recht der Königl. Preuß. Rheinprovinzen, 1854
[Google Buchsuche]
Zeitlinie der Böker-Marken:
http://www.boker.de/pdf/knifeworld.pdf (letzte Seite)
Freitag, 31. Dezember 2010
Frühe Markenzeichen der Firma Böker
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Montag, 27. Dezember 2010
Hobelbau klassisch - Hobelbauerwerkzeuge
In meinem Beitrag über das Ausstemmen des Spanlochs habe ich auch die Werkzeuge einer französischen Firma erwähnt. Von Pierre Bouillot, dem Autor des Buches, in dem diese Werkzeuge zu finden sind, habe ich mittlerweile eine bessere Abbildung bekommen mit der Erlaubnis, diese hier zu veröffentlichen.
Werkzeuge für den Hobelbau, Abbildung aus dem Buch:
Les Rabots, Pierre Bouillot et al., Edition Vial, 2010
Diese Werkzeuge stammen aus der Fabrik "Le Sorbier" in Lyon (Sammlung Denuzière). Die Abbildung zeigt eine Anzahl von Stichsägen verschiedener Größe mit Bezahnung auf Stoß. Außerdem sind zwei mir bisher unbekannte Sägen mit doppeltem seitlichem Blatt abgebildet, die auf Zug schneiden. Auch mehrere Floats (écouannes) sind zu sehen in verschiedenen Breiten. Die schmalsten Floats sind fast schon Sägen, sodaß man sagen könnte, daß alle Übergangsformen zwischen Säge und Float benutzt wurden.
Beitel und Bohrer sind hier nicht gezeigt, aber man kann davon ausgehen, daß die französichen Hobelbauer auch davon eine Auswahl benutzt haben.
Werkzeuge für den Hobelbau, Abbildung aus dem Buch:
Les Rabots, Pierre Bouillot et al., Edition Vial, 2010
Diese Werkzeuge stammen aus der Fabrik "Le Sorbier" in Lyon (Sammlung Denuzière). Die Abbildung zeigt eine Anzahl von Stichsägen verschiedener Größe mit Bezahnung auf Stoß. Außerdem sind zwei mir bisher unbekannte Sägen mit doppeltem seitlichem Blatt abgebildet, die auf Zug schneiden. Auch mehrere Floats (écouannes) sind zu sehen in verschiedenen Breiten. Die schmalsten Floats sind fast schon Sägen, sodaß man sagen könnte, daß alle Übergangsformen zwischen Säge und Float benutzt wurden.
Beitel und Bohrer sind hier nicht gezeigt, aber man kann davon ausgehen, daß die französichen Hobelbauer auch davon eine Auswahl benutzt haben.
Freitag, 3. Dezember 2010
Hobelbau klassisch - Der Keil
Hier geht's zum vorherigen Beitrag.
Die Überschrift ist eigentlich ein bißchen zu weit gegriffen, denn der Keil ist noch nicht ganz fertig. Eine 50 mm breite Holzleiste anzufertigen und an einem Ende abzuschrägen hatte ich mir einfacher vorgestellt. Aber damit ist es auch nicht getan.
Mein Weißbuchenklotz war zu klein für Hobelkörper und Keil, aber zum Glück hatte ich vor zwei Jahren einen ein Meter langen Stammabschnitt einer großen Weißbuche ergattert. In unserem Ort war endlich ein Bürgersteig gebaut worden und mehrere Bäume mußten weichen. Damit habe ich also genug Holz für meinen Keil und sicher noch mehr "Hobel und anderes" in der nächsten Zeit. Aus einer Stammhälfte habe ich mir ein genügend großes Stück ausgeschnitten, mit Säge, Schrupphobel und Rauhbank abgerichtet, abgeschrägt und auf die richtige Breite gebracht. Um genügend Spielraum zu behalten, habe ich den Keil zunächst deutlich länger als nötig gelassen.
Das Einpassen war zunächst nicht so erfolgreich, denn die Wangennuten waren entsprechend den Anrissen auf der Außenseite eher nach Gefühl gesägt und gestemmt. Als der Keil nach mehreren Versuchen nicht passen wollte, habe ich einsehen müssen, daß ich die Nuten erst einmal genauer ausarbeiten muß.
Die hintere Begrenzung der Wangennuten bildet das Hobeleisenbett und läßt sich mit einem breiten und scharfen Beitel relativ leicht herstellen. Die seitliche Wand ist unkritisch. Das Problem für mich waren die Rückseiten der Wangen, an denen sich der Keil abstützt. Diese müssen nicht nur im richtigen Winkel zum Bett stehen, sondern auch auf beiden Seiten den gleichen Abstand dazu haben. Dazu kommt noch, daß diese schmalen Flächen schlecht zugänglich sind. Síe können nur von oben mit einem Beitel bearbeitet werden (auf Floats wollte ich ja verzichten), der noch dazu gegen die Faser arbeiten muß. Um überhaupt eine Chance zu haben, habe ich mir deshalb eine kleine Lehre aus einem Stück Eichenholz gemacht, um den Winkel und die Weite der Wangennuten überprüfen zu können.
Mit Hilfe der Lehre sind die Wangennuten schließlich ganz passabel geworden. Jetzt konnte ich bei eingesetztem Eisen den Keil an die Nuten anpassen. Das ging relativ schnell, und Fehler ließen sich leicht korrigieren durch die zusätzliche Länge des Keils.
Zeit für einen ersten Test! Das Hobeleisen habe ich nach Friedrichs Anleitung geschärft. Mittlerweile komme ich mit den Wassersteinen ganz gut zurecht und weine dem Scary-Sharp-Verfahren mit Naßschleifpapier keine Träne nach. Als das Eisen rasiermesserscharf war, habe ich unten aus dem Keil noch eine provisorische Aussparung ausgeschnitten, um den Weg für die Späne zu öffnen. Und hier seht ihr den Hobel in seinem derzeitigen Zustand mit einigen Spänen von der Kante eines Eichenbrettes.
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Die Überschrift ist eigentlich ein bißchen zu weit gegriffen, denn der Keil ist noch nicht ganz fertig. Eine 50 mm breite Holzleiste anzufertigen und an einem Ende abzuschrägen hatte ich mir einfacher vorgestellt. Aber damit ist es auch nicht getan.
Mein Weißbuchenklotz war zu klein für Hobelkörper und Keil, aber zum Glück hatte ich vor zwei Jahren einen ein Meter langen Stammabschnitt einer großen Weißbuche ergattert. In unserem Ort war endlich ein Bürgersteig gebaut worden und mehrere Bäume mußten weichen. Damit habe ich also genug Holz für meinen Keil und sicher noch mehr "Hobel und anderes" in der nächsten Zeit. Aus einer Stammhälfte habe ich mir ein genügend großes Stück ausgeschnitten, mit Säge, Schrupphobel und Rauhbank abgerichtet, abgeschrägt und auf die richtige Breite gebracht. Um genügend Spielraum zu behalten, habe ich den Keil zunächst deutlich länger als nötig gelassen.
Das Einpassen war zunächst nicht so erfolgreich, denn die Wangennuten waren entsprechend den Anrissen auf der Außenseite eher nach Gefühl gesägt und gestemmt. Als der Keil nach mehreren Versuchen nicht passen wollte, habe ich einsehen müssen, daß ich die Nuten erst einmal genauer ausarbeiten muß.
Die hintere Begrenzung der Wangennuten bildet das Hobeleisenbett und läßt sich mit einem breiten und scharfen Beitel relativ leicht herstellen. Die seitliche Wand ist unkritisch. Das Problem für mich waren die Rückseiten der Wangen, an denen sich der Keil abstützt. Diese müssen nicht nur im richtigen Winkel zum Bett stehen, sondern auch auf beiden Seiten den gleichen Abstand dazu haben. Dazu kommt noch, daß diese schmalen Flächen schlecht zugänglich sind. Síe können nur von oben mit einem Beitel bearbeitet werden (auf Floats wollte ich ja verzichten), der noch dazu gegen die Faser arbeiten muß. Um überhaupt eine Chance zu haben, habe ich mir deshalb eine kleine Lehre aus einem Stück Eichenholz gemacht, um den Winkel und die Weite der Wangennuten überprüfen zu können.
Mit Hilfe der Lehre sind die Wangennuten schließlich ganz passabel geworden. Jetzt konnte ich bei eingesetztem Eisen den Keil an die Nuten anpassen. Das ging relativ schnell, und Fehler ließen sich leicht korrigieren durch die zusätzliche Länge des Keils.
Zeit für einen ersten Test! Das Hobeleisen habe ich nach Friedrichs Anleitung geschärft. Mittlerweile komme ich mit den Wassersteinen ganz gut zurecht und weine dem Scary-Sharp-Verfahren mit Naßschleifpapier keine Träne nach. Als das Eisen rasiermesserscharf war, habe ich unten aus dem Keil noch eine provisorische Aussparung ausgeschnitten, um den Weg für die Späne zu öffnen. Und hier seht ihr den Hobel in seinem derzeitigen Zustand mit einigen Spänen von der Kante eines Eichenbrettes.
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Donnerstag, 2. Dezember 2010
Zum Advent: Hobelspäne backen
Alte Lexika sind eine wichtige und interessante Quelle, wenn man wissen möchte, mit welchen Werkzeugen unsere Vorfahren gearbeitet haben. Auf der Suche nach Namen und Beschreibungen von Hobeln bin ich in der "Oeconomischen Encyclopädie" des Johann Georg Krünitz auf dieses über zweihundert Jahre alte Rezept für ein Gebäck namens Hobelspäne gestoßen:
Das hört sich doch lecker an, zumal Zutaten und Zubereitung an die Herstellung von Marzipan erinnern. Wissen muß man noch, daß ein "Loth" zwischen 14 und 18 Gramm waren (lt. Wikipedia). Und mit "geläutertem Zucker" wird wohl raffinierter Zucker gemeint sein, also das, was wir als den normalen Haushaltszucker kennen. Die Spindel kennt doch sicher jeder aus dem "Dornröschen", oder? Man kann auch ein einfaches Rundholz (Besenstiel) nehmen. Was eine Tortenpfanne ist, habe ich nicht herausgefunden, aber ich denke, daß eine Art flache Bratpfanne damit gemeint ist. Im Backofen kann man ein normales Backblech nehmen oder eine Tarteform.
Unter dem Eintrag "Mandelspäne", auf den oben verwiesen wurde, steht eine weitere Variante dieses Rezepts. Interessant finde ich an dieser Beschreibung auch, wie man früher ohne Küchenmaschine und Backpapier ausgekommen ist:
Für dieses Jahr sind bei uns zu Hause schon alle Plätzchen fertig gebacken. Aber wenn jemand Lust hat dieses Rezept auszuprobieren, würde ich mich freuen zu hören, wie es geschmeckt hat.
Quellen:
http://books.google.de/books?id=vsNCAAAAYAAJ&pg=PA49 (24. Theil, 1790)
http://books.google.de/books?id=SQE2AAAAMAAJ&pg=PA761 (1. Theil, 1782)
Projekt 'Krünitz Online' der Uni Trier
Auch ein gewisses Gebackenes von Mandeln und Zucker, welches diesen Spänen von außen gleicht, wird Hobelspäne genannt.
Man nimmt 3 Eyer, rührt darunter 8 Loth gestoßene Mandeln, und 10 Loth geläuterten Zucker, rührt es eine gute halbe Stunde, schneidet Oblaten nach der Länge, streicht den Teig, nachdem er abgerührt ist, darein, und bäckt sie in einer Tortenpfanne, nimmt sie alsdenn heraus, und beugt sie krumm, indem sie noch warm sind.
Oder: Man nimmt geschälte und mit Rosenwasser abgestoßene Mandeln, 1/4 Pfund, und eben so viel feinen Zucker, streicht es, so dünn als möglich, auf eine Oblate, zerschneidet sie in schmahle Stückchen, wickelt sie um eine Spindel, läßt sie an derselben trocken werden, nimmt sie dernach sacht von der Spindel ab, legt sie auf Papier, und bäckt sie in einer Tortenpfanne. Siehe auch Mandel-Späne, Th. I, S 761.
Man nimmt 3 Eyer, rührt darunter 8 Loth gestoßene Mandeln, und 10 Loth geläuterten Zucker, rührt es eine gute halbe Stunde, schneidet Oblaten nach der Länge, streicht den Teig, nachdem er abgerührt ist, darein, und bäckt sie in einer Tortenpfanne, nimmt sie alsdenn heraus, und beugt sie krumm, indem sie noch warm sind.
Oder: Man nimmt geschälte und mit Rosenwasser abgestoßene Mandeln, 1/4 Pfund, und eben so viel feinen Zucker, streicht es, so dünn als möglich, auf eine Oblate, zerschneidet sie in schmahle Stückchen, wickelt sie um eine Spindel, läßt sie an derselben trocken werden, nimmt sie dernach sacht von der Spindel ab, legt sie auf Papier, und bäckt sie in einer Tortenpfanne. Siehe auch Mandel-Späne, Th. I, S 761.
Das hört sich doch lecker an, zumal Zutaten und Zubereitung an die Herstellung von Marzipan erinnern. Wissen muß man noch, daß ein "Loth" zwischen 14 und 18 Gramm waren (lt. Wikipedia). Und mit "geläutertem Zucker" wird wohl raffinierter Zucker gemeint sein, also das, was wir als den normalen Haushaltszucker kennen. Die Spindel kennt doch sicher jeder aus dem "Dornröschen", oder? Man kann auch ein einfaches Rundholz (Besenstiel) nehmen. Was eine Tortenpfanne ist, habe ich nicht herausgefunden, aber ich denke, daß eine Art flache Bratpfanne damit gemeint ist. Im Backofen kann man ein normales Backblech nehmen oder eine Tarteform.
Unter dem Eintrag "Mandelspäne", auf den oben verwiesen wurde, steht eine weitere Variante dieses Rezepts. Interessant finde ich an dieser Beschreibung auch, wie man früher ohne Küchenmaschine und Backpapier ausgekommen ist:
Mandel=Späne, oder Hobel=Späne. Man kann ein oder zwey Pfund Mandeln nehmen, nachdem man gebrauchet, auch etwann den vierten Theil bittere Mandeln dazu nehmen, und solche klein stoßen; alsdenn auf ein Pfund Mandeln 1/2 Pfund fein geriebenen Zucker; hat man aber bittere Mandeln mit dazu genommen, so rühret man 3/4 Pfund Zucker mit den Mandeln wohl durch einander; alsdenn wird auf ein Pfund Mandeln das Weiße von 6 Eiern mit einer birkenen Ruthe zu einem Schnee oder steifen Schaum geschlagen und dazu gerührt; sodenn ein Eisenblech, dergleichen die Bäcker gebrauchen, sauber rein und warm gemacht, mit reinem Wachs wohl beschmieret, von den angerührten Mandeln einen Messerrücken dick, ganz eben und dicht überher darauf gethan, und in einem Backofen, welcher nicht zu heiß, sondern meist verschlagen ist, gelblich gebacken. Sogleich als man es heraus nimmt, schneidet man es in breite Striemen, ungefähr 2 Finger breit und 2 Finger lang, und wickelt solche auf runde Hölzer, daß es wie Hobelspäne aussieht. Die oberste Seite von dem Gebackenen muß auch oben bleiben. Bei dem Abschneiden und Umwickeln mus man etwas geschwinde verfahren, sonst wird es hart und zerbricht. Wenn es hart ist, kann man es von den Hölzern abziehen, und bis zum Anrichten ein wenig warm und trocken halten; sonst pflegt es nachzulassen und weich zu werden. Wenn man keine Gelegenheit mit einem Backofen hat, so muß man es nach und nach in einer Tortenpfanne also gar machen. Man kann auch sonst bey dem Aufwickeln allerhand Figuren oder Modelle davon machen. Es ist ein schön leicht Gebackenes; man muß sich aber bei dem Backen wohl in Acht nehmen, weil es leicht braun wird.
Für dieses Jahr sind bei uns zu Hause schon alle Plätzchen fertig gebacken. Aber wenn jemand Lust hat dieses Rezept auszuprobieren, würde ich mich freuen zu hören, wie es geschmeckt hat.
Quellen:
http://books.google.de/books?id=vsNCAAAAYAAJ&pg=PA49 (24. Theil, 1790)
http://books.google.de/books?id=SQE2AAAAMAAJ&pg=PA761 (1. Theil, 1782)
Projekt 'Krünitz Online' der Uni Trier
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