Donnerstag, 16. August 2012

Bilder aus der Fabrik von Joh. Weiss in Wien

In alten Werkzeugkatalogen präsentierten die Hersteller oft eine Ansicht der Fabrik, die ihre Größe und Leistungsfähigkeit demonstrieren sollte. Eine Auswahl solcher Abbildungen habe ich auf dieser Seite zusammengestellt:
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/fabriken.phtml
Meist handelte es sich um Stiche mit Schrägansichten, von einem erhöhten Standort aus gesehen. Mit dem Aufkommen der Photographie zeigten neuere Kataloge auch vereinzelt Aufnahmen vom Innern einer Fabrik. Alle diese Abbildungen waren in Schwarz-Weiß, jedenfalls in Katalogen vor ca. 1970.

Die ganz frühen Werkzeugkataloge waren noch wesentlich prachtvoller gestaltet, wie die folgenden Beispiele zeigen:


Baldauf (1866)

Wertheim (1869)

Steiner (1870)

Ein besonders schönes Beispiel ist der Katalog der Firma Joh. Weiss & Sohn von 1870. Inhaltlich ist er weitgehend identisch mit dem Katalog von 1861, der auf der Weltausstellung 1862 in London vorgestellt wurde. Allerdings wurden die Abbildungen nachkoloriert und der Katalog mit einem prächtigen Einband versehen. Die Abbildungen darauf zeigen neben einer Gesamtansicht der Fabrik die einzelnen Abteilungen mit vielen Details. Aus einer Aufnahme der Titelseite, die mir zur Verfügung gestellt wurde, habe ich die folgenden Detailbilder herauskopiert.

Gesamtansicht der Fabrik

Die Abbildung zeigt das in 1854 neu erbaute Fabrikgebäude an der Ecke Margarethenstraße/Straußengasse (weitere Abbildungen auf dieser Seite). Der Stich ist umrahmt von Erzeugnissen der Firma Weiss. Bemerkenswert ist links oben ein Falzhobel mit der 1861 patentierten Parallelverstellung und rechts oben ein Spezialhobel, dessen Funktion ich nicht kenne.


Das Holzlager im ersten und zweiten Stock des Gebäudes zeigt die großen Vorräte an getrockneten Kanthölzern, wohl hauptsächlich Weißbuche und Rotbuche.


Nach dem "Amtlichen Katalog" zur Weltausstellung in Wien 1873 betrug die Produktion der Firma Weiss & Sohn im Jahr 1872 "2500 Hobelbänke und wöchentlich 2-3000 Stück Hobel und andere Werkzeuge". Pro Tag wären hier also ca. acht Hobelbänke entstanden.



Im Maschinenhaus arbeiteten "zwei Dampfmaschinen mit 12 und 25 Pferdekräften".



Die Antriebskraft wurde über ein Transmissionssystem mit Gestängen, Rädern und Treibriemen in die Maschinenwerkstätte weitergegeben und trieb dort die Kreissägen und Hobelmaschinen an.


In der Schlosserei wurden die eisernen Teile z. B. für Hobel und Hobelbänke hergestellt.


Die großen Schleifsteine wurden ebenfalls von den Dampfmaschinen angetrieben. Hier wurden die von der Firma Josef Herrmann bezogenen Hobeleisen geschliffen.


In der Tischlerei wurden Hobel und die hölzernen Teile diverser Werkzeuge hergestellt.


Das Magazin und die Verkaufsräume befanden sich im Erdgeschoß des rechten Flügels, zur Margarethenstraße hin.


Auf dieser Seite sind außerdem einige Photographien aus dem Inneren der Weiss-Fabrik zu finden.

Freitag, 24. Februar 2012

Werkzeugkatalog Franz Wertheim 1869

Über die Wiener Werkzeugfabrik des Franz Wertheim hatte ich bereits in einem früheren Blogeintrag berichtet. Dort ist auch Wertheims "Werkzeugkunde" erwähnt, deren vollständiger Titel lautet:
"Werkzeugkunde zum Gebrauche für technische Lehranstalten, Eisenbahnen, Schiffbau u Industrie Gewerbe als Tischler, Drechsler, Fassbinder, Wagner, Zimmerleute, Modelleure & Mechaniker von Franz R. v Wertheim, k. k. Hof u. I. land. bef. Werkzeugfabrikant zu Wien"

Durch einen Blogeintrag von Joel Moskowitz habe ich erfahren, daß es jetzt eine Online-Version dieses Katalogs gibt. Franz Wertheim hatte die "Werkzeugkunde" auf Deutsch und auch auf Französisch veröffentlicht. Beide Ausgaben bestehen aus jeweils zwei Bänden. Der erste Band enthält die Werkzeugbeschreibungen und wird ergänzt durch ganzseitige Farbtafeln mit den Abbildungen im zweiten Band. Die Princeton University besitzt die französische Fassung dieses Werks und hat jetzt beide Bände aufwendig eingescannt und online gestellt:


Wertheims Werk ist kein Verkaufskatalog, wie sie zu dieser Zeit von anderen österreichischen und deutschen Firmen erstellt wurden. Vielmehr möchte Wertheim, wie er im Vorwort schreibt, "vom praktischen Standpunkte aus anführen, wie jedes Handwerkzeug richtig zu benennen, aus welchen Stoffen es gemacht ist und welche Nutzeffecte mit ihm zu erreichen sind, so zwar, dass dieses Werk für technische Lehranstalten, industrielle Etablissements, wie für den Handarbeiter brauchbar ist."

Wertheim hat deshalb nicht nur die in seiner Fabrik erzeugten Werkzeuge gezeigt und beschrieben. "Ich habe bei der Wahl der in diesem Buche dargestellten Werkzeuge nicht ausschliesslich den österreichischen Standpunct eingenommen und daher auch jene Handwerkzeuge, die in England, Frankreich und Amerika nach praktischen Erfahrungen zweckmässiger als unsere, hier aufgenommen."

Die "Werkzeugkunde" ist nicht nur für den Historiker ein grundlegendes Werk, sondern auch für den Sammler eine wichtige Quelle. Die schön kolorierten Zeichnungen von gewöhnlichen bis zu exotischen Werkzeugen sind ein Genuss für jeden Werkzeugliebhaber.

Eine Veröffentlichung der vollständigen deutschsprachigen Version gibt es bisher nicht, aber der Textband der "Werkzeugkunde" werden sowohl von Google als auch von der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) angeboten:


Beide Versionen stammen von demselben Original im Bestand der BSB, das dort auch eingesehen werden kann. In der Qualität der Wiedergabe sind die Online-Versionen vergleichbar. Die Umsetzung in Text scheint identisch zu sein, die Zuordnung zu den Seiten ist bei der BSB besser gelöst. Beide Quellen bieten die Möglichkeit, eine PDF-Datei herunterzuladen.


Donnerstag, 23. Februar 2012

Geschäftsanzeigen 1865

Die Google Buchsuche ist eine feine Sache. Sie ermöglicht mir, bequem von zu Hause aus in den großen Bibliotheken der Welt zu stöbern. Sehr erleichtert wird das, weil Google die Bücher und Zeitschriften nicht einfach nur einscannt, sondern sie auch (so gut das möglich ist) in Texte umsetzt. Deshalb kann ich damit in Sekunden Quellen finden, die mir selbst vor Ort in einer Bibliothek vermutlich verborgen blieben.

Immer wieder entdecke ich so mir bisher unbekannte Werkzeughersteller oder neue Details über bereits bekannte. Neben den nüchternen Informationen sind es auch Details aus dem Leben der Leute, die die Suche spannend machen. Auch ein "Werkzeugverfertiger" heiratet, bekommt Kinder, zieht um, geht bankrott oder stirbt. Und alles ist in Meldungen und Geschäftsanzeigen festgehalten und dank Google leicht zugänglich.

Und manchmal finde ich auch etwas ganz Besonderes, wie diese beiden Geschäftsanzeigen, die Seite an Seite 1865 im "Münchener Fremdenblatt" erschienen sind. 1)


Joh. Graf empfiehlt sein Geschäft in der Schommergasse 14. Aus anderen Anzeigen geht hervor, daß Graf das Geschäft im Oktober 1864 neu eröffnet hat. Neben der Fertigung der hier aufgeführten Waren nahm Graf auch "Bestellung an von allen Sorten Holzarbeiten und zwar von dem einfachsten Hausgeräthe an bis zu den phantasiereichsten und Luxusmoebel". 2) Die Menge an offerierten Waren aus eigener Produktion läßt vermuten, daß die Firma Graf ein größerer Betrieb gewesen sein muss. Ich vermute, daß es auch ein moderner Betrieb gewesen ist, denn das Münchener Adreßbuch von 1866 3) führt "Joh. N. Graf" als "Maschinen-Tischler" auf. Das waren Tischler, die die hölzernen Teile von Maschinen herstellen konnten, und man kann deshalb annehmen, daß Grafs Werkstatt selbst auch mit Maschinen ausgestattet war.

Die Schommergasse in der Münchner Ludwigsvorstadt existiert heute nicht mehr. Sie wurde 1946 in Adolf-Kolping-Straße umbenannt.


Die zweite Anzeige stammt von der Eisen- und Geschmeidwaaren-Handlung Ludwig Frank in der Schäfflergasse 16. Über diese Firma habe ich leider nicht viel mehr herausfinden können. Die Anzeige ist jedenfalls sehr detailreich, und die vorgestellten Werkzeuge, insbesondere die große Auswahl an Sägen und der hübsche Hobel im Vordergrund, würden mich zum Stöbern einladen, wenn es dieses Geschäft noch gäbe.

Laut einem Verzeichnis von 1863 hatten damals 17 Einwohner von München eine "gewerbspolizeyliche Licenz" zum Werkzeugmachen und es gab eine Werkzeugfabrik. Da gibt es für mich also noch viel zu entdecken.



Quellen:
1) Münchener Fremdenblatt: mit Tagesanzeiger und Quartiergeber, 1865
https://books.google.de/books?id=KdZMAAAAcAAJ&pg=PA68
2) Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik, 1865
https://books.google.de/books?id=EdxFAAAAcAAJ&pg=PT30
3) Adreßbuch für München, 1866
https://books.google.de/books?id=umJBAAAAcAAJ&pg=PA180
4) Medizinische Topographie und Ethnographie der k. Haupt- u. Residenzstadt München, 1863
https://books.google.de/books?id=BHLOAAAAMAAJ&pg=RA1-PA177

Montag, 14. November 2011

Ein Hersteller-"App"

Neulich im Auto: Im Radio lief ein Lied, das mir sehr gut gefiel. Die Stimme kam mir bekannt vor, und ich fragte meinen Sohn, ob er die Sängerin kennt. Er tippte kurz auf seinem Handy, hielt es vor das Radio und meinte dann: Adele. Viele werden das schon kennen: ein "App" auf dem Handy (z. B. Shazam) vergleicht ein Lied mit bekannten Titeln in einer Datenbank und liefert die Information.

Ich kannte das bisher nur vom Hörensagen und war beeindruckt. Und ich träumte von einem solchen Programm für Hobelsammler. Man stelle sich vor, man geht über den Flohmarkt, macht ein Photo von einem interessanten Hobel, und sofort erscheint der Hersteller, das Baujahr und der aktuelle Marktwert auf dem Display.

Nun ja, abgesehen davon, daß der notwendige Mustererkennungsalgorithmus sicher nicht einfach zu programmieren wäre und die Datenbank dafür auch nicht existiert, wäre die Zielgruppe für ein solches "App" wohl auch zu klein. Aber eine ähnliche Anwendung ist auf meiner Homepage zu finden:


Dort gibt es die Möglichkeit, in einer Datenbank nach Markenzeichen und den zugehörigen Herstellern bzw. Händlern zu suchen. Suchkriterien sind entweder Details des Markenzeichens (Texte oder Bilder) oder Namen bzw. Standorte der Firmen. Oder man kann sich einfach alle in der Datenbank enthaltenen Zeichen anzeigen lassen.

Und ich hab's ausprobiert: Man kann diese Suche zur Not auch vom Handy aus aufrufen.

Mittwoch, 9. November 2011

Gauner und Tricks

In einem Buch von 1858 1) fand ich den folgenden Trick, um auf Holz gedruckte, unsichtbare Mitteilungen in ein Gefängnis zu schmuggeln:

Noch verdient hier endlich der trockene Druck auf Holz erwähnt zu werden, welcher unter den Buchdruckern sehr bekannt ist. Die Mittheilung wird mit gewöhnlichen Drucklettern gesetzt und ohne Schwärze oder Farbe auf ein Stück weiches Holz, wie z. B. Linden-, Weiden-, Föhren-, Cedern-, Kastanien- oder Pappelholz, scharf aufgedruckt. Dadurch wird der Druck tief in das Holz eingetrieben. Um nun dem dritten die Mittheilung verborgen zu halten, wird das Holz mit einem Ziehling, Glasscherben oder feinem Doppelhobel genau bis auf die Tiefe des Drucks weggeschabt oder gehobelt, sodaß der Druck vollständig verschwindet. Der in das Geheimniß eingeweihte gefangene Empfänger benetzt nun das Holz mit Wasser oder einer sonstigen Feuchtigkeit, worauf an dem Holze die unterhalb des sichtbar gewesenen aber abgeschabten Drucks zusammengepreßten Letterstellen herausquillen, sodaß die Mittheilung nun in ziemlich deutlicher Erhabenheit erscheint. In dieser Weise lassen sich auf einem Lineal, Stock, dem Boden oder Deckel einer Schachtel oder eines Kästchens, auf einer Nadelbüchse u. dgl. ziemlich ausführliche Mittheilungen machen, von denen der Uneingeweihte umsoweniger eine Ahnung hat, als der Glanzlack, mit welchem ein so bedrucktes Holzstück zu mehrerer Tauschung überzogen wird, das Aufquillen des Holzes durchaus nicht verhindert.

Ich bin sicher, daß das auch noch heute funktionieren würde. Ich gebe diesen Trick aber nicht deshalb weiter, um Straftaten zu ermöglichen. Man kann ihn nämlich durchaus auch für andere Zwecke einsetzen, z. B. um erhabene Strukturen und Verzierungen auf Holz zu erzeugen. Das Prinzip ist das gleiche: Die gewünschten Strukturen werden in das Holz eingedrückt und dieses dann bis auf den Grund der Vertiefungen abgehobelt. Durch Befeuchten des Holzes erscheinen sie erhaben und dauerhaft. Sinnvollerweise probiert man das vorher mit verschiedenen Holzarten aus.

Frank Klausz hat auf diese Weise einen wasserdichten Schärfsteinbehälter gebaut. 2) Im Bereich der Fugen wird zunächst mit einem Draht eine längliche Vertiefung eingedrückt und anschließend wieder abgehobelt. Nach dem Verleimen quillt das Holz durch eindringende Feuchtigkeit in diesem Bereich auf und dichtet die Fugen zusätzlich ab.



Quellen:
1) Das Deutsche Gaunerthum
Friedrich Christian Benedict Avé-Lallemant
F. A. Brockhaus, 1858
http://books.google.com/books?id=eoADAAAAYAAJ&pg=PA309

2) Waterstone Pond, Build a watertight wooden holder for your sharpening stones
Frank Klausz
American Woodworker, Dec. 1996
http://books.google.de/books?id=jPYDAAAAMBAJ&pg=PA44

Samstag, 22. Oktober 2011

Ein Wespenhaus

Wenn mein Enkel Lars zu Besuch ist, geht er gerne mit mir in die Werkstatt. Ich muss mir nie ausdenken, was wir dort machen könnten, denn Ideen hat er selbst genug. Dieses Mal sollte es ein Haus für die Wespen werden. Keine Ahnung, wie er auf diese Idee kam. Vielleicht wollte er den Wespen was anbieten, damit sie uns in Ruhe lassen, wenn wir draußen essen.

Jedenfalls hat Lars eine genaue Vorstellung, wie das Haus aussehen soll. "Da müssen wir zwei Bretter so schräg abschneiden (zeigt mit den Händen ein Dach), und dann brauchen wir eine Tür. Hast du so Teile, wo man eine Tür dranmachen kann?" Kleine Scharniere habe ich sicher irgendwo, aber wie soll ich mit einem Vierjährigen ein richtiges Haus mit funktionierender Tür bauen?

In der Werkstatt zeichnet Lars erst mal eine Giebelwand auf ein Stück Holz. "Säg das aus, Opa!" Ich denke an all die Teile, die wir brauchen werden, an das Verleimen, und an die Tür mit Scharnieren. Die Größe der Aufgabe lähmt mich, aber Lars drängt: "Sonst mach ich das." Alleine sägen kann er noch nicht, mit der Gestellsäge geht es aber gut zu zweit. Weil die Teile für ein Haus aber winklig sein müssen, säge ich dieses Mal alleine. Zuerst mal einfach ein Stück vom Ende des Brettes, dann noch eins und noch einige, und wunderbarerweise lässt sich daraus ein Kästchen zusammensetzen.

Lars ist zufrieden. Von einem Dach ist keine Rede mehr, und als ich aus einem Brettchen mit der Schweifsäge einen Bogen als Tür aussäge, leuchten seine Augen. Bis das Häuschen zusammengeleimt ist, würde viel zu lange dauern, also nageln wir die Brettchen zusammen. Das macht sowieso mehr Spaß und weil wir die Löcher vorbohren, ist es auch für Lars ganz einfach. Zum Abendessen können wir der Familie stolz unser Wespenhaus zeigen.
Am nächsten Tag malen wir das Häuschen noch mit Wasserfarben bunt an. Und mit einem kleinen Haken im Dach wird es gleich im Zwetschgenbaum aufgehängt.


Lars füllt einen Plastikdeckel mit Honig, schiebt ihn durch die Türöffnung, und das Wespenhaus wartet auf seine Gäste. Tatsächlich finden sich bald die ersten Wespen ein, und auch die Ameisen holen sich ihren Anteil am Honig.


Ich bin auch zufrieden, weil ich was dabei gelernt habe. Einen fertigen und komplizierten Plan im Kopf zu haben, kann einen davon abhalten, eine Aufgabe zu lösen. Mit meinem Erwachsenendenken wären wir nicht weit gekommen. Einfach mal mit einer Idee anfangen und sehen, wie sie sich verändert und was dabei entsteht, und sich überraschen lassen.

Bei unserem nächsten Projekt, einer "Rakete", war ich jedenfalls schon wesentlich gelassener. Fliegen kann man damit zwar nicht, aber sie ist toll geworden. Und sogar groß genug, daß die Mama "mitfliegen" kann.

Donnerstag, 21. Juli 2011

No-Hobel

Keine Angst, es geht nicht darum Hobel abzuschaffen! Mit "No-Hobel" meine ich Hobel, die nur mit einer Nummer gekennzeichnet sind, z. B. "No. xx". In meiner Sammlung habe ich einige davon, und bisher war es mir nicht gelungen, den Hersteller zu identifizieren. Die Schreibweise "No" anstatt "Nr" deutet darauf hin, daß diese Hobel schon etwas älter sind.

Eigentlich sollte es nicht so schwierig sein, den Hersteller herauszufinden, denn oft entsprechen die Nummern auf Hobeln den Katalognummern. Aber es war mir bisher nicht gelungen, die Nummern dieser No-Hobel in meinen Katalogen zu finden und zuzuordnen.


Jetzt hat mir ein Sammler Fotos eines Grathobels No. 37 und eines Bogenfalzhobels No. 33A zugesendet, und ich habe einen neuen Anlauf genommen, das Rätsel zu lösen. Und schließlich fand ich in einem Katalog den Bogenfalzhobel No. 33A (mit Messinganschlag) und No. 33B (mit hölzernem Anschlag). Leider ist dieser Katalog nur die Kopie eines ziemlich zerfledderten Originals. Auf vielen Seiten waren Teile herausgeschnitten worden, ganze Seiten sowie der Einband fehlten. Und eine No. 37 war nicht enthalten. So war ich also nicht viel weitergekommen, denn den Hersteller wußte ich immer noch nicht.

Zum wiederholten Mal habe ich mir dann die anderen Seiten dieses Katalogfragments angeschaut und schließlich einen "Neuen verbesserten Nuthobel DRGM 147505" entdeckt. Ein wichtiger Hinweis, denn dieses Gebrauchsmuster gehörte der Firma Esslinger & Abt. Daraufhin habe ich die Nummerierung mit zwei anderen Katalogen von Esslinger & Abt verglichen und gesehen, daß sie weitgehend übereinstimmt. Den Bogenfalzhobel gab es in diesen neueren Katalogen nicht mehr, aber dafür fand ich den Grathobel mit der No. 37. Das bedeutet also, daß auch der ältere Katalog von E&A stammt. Ein schöner Erfolg, denn dieses Katalogfragment hatte mir seit langem Rätsel aufgegeben.

Ich habe dann weitere Beispiele aus meiner Sammlung und der eines Freundes mit den Nummern in den vorhandenen Katalogen verglichen. Die meisten dieser Hobel konnte ich zuordnen. Aber heißt das nun, daß alle Hobel mit einer Kennzeichnung "No. xx" von Esslinger & Abt gebaut wurden? Nein, denn auch andere Firmen haben einen solchen Stempel benutzt.

Dieser Kehlhobel z. B. wurde von der Badischen Holzwerkzeugfabrik hergestellt und steht mit der No. 121 in einem Katalog dieser Firma:
https://www.holzwerken.de/museum/profilhobel/kehlhobel4.phtml
Und in diesem Katalog war auch mein Nuthobel No. 81 abgebildet, den ich bei Esslinger & Abt nicht gefunden hatte:
https://www.holzwerken.de/museum/nuthobel/nuthobel4.phtml
Man sieht, daß sich die beiden Stempel unterscheiden. Der von Esslinger & Abt ist kursiv, der Stempel der Badischen Holzwerkzeugfabrik nicht. Es gibt noch andere Unterschiede, aber bei der geringen Menge an Daten ist es zu früh, diese als typisch anzusehen.


Auch Hobel von den Gebr. Crotogino sind oft so gestempelt, zusätzlich zu einer fünf- oder sechsstelligen Zahl, die ich als laufende Nummer interpretiere. Diese Nummerierung kann aber auch ohne das vorangestellt "No." stehen oder ganz fehlen.


Bei allen drei Herstellern können weitere Markierungen oder Herstellerstempel auftreten, was die Identifizierung erleichtert. Aber wie man sieht, gibt alleine schon die Nummer und die Art der Stempelung wichtige, oft eindeutige Hinweise.



Und eine interessante Entdeckung habe ich in diesem Zusammenhang gemacht. Ein Grathobel No. 38 in meiner Sammlung hat sich als modifizierter Zahnleistenhobel herausgestellt:
https://www.holzwerken.de/museum/falzhobel/grathobel1.phtml
Im Original würde dieser Hobel so aussehen wie hier in Christian Peglows Sammlung:
https://hobelaxt.wordpress.com/2010/01/14/zahnleistenhobel-hainbuche-d-dunkle-holz-f/
Schade um das schöne Stück, zumal es der einzige Zahnleistenhobel in meiner Sammlung ist.