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Das Spanloch eines Hobels mit Wangenwiderlager mit seinen vielen verwinkelten Flächen stellt eine große Herausforderung dar. Ich bin das etwas zu naiv angegangen und dachte, mit Bohrern, einem Lochbeitel und einem Satz Stechbeitel wird das schon gehen.
Tatsächlich kommt man damit schon recht weit. Einen großen Teil des Abfalls habe ich mit einem Zentrumbohrer in der Bohrwinde und, entlang der Eisenauflage und der Vorderwand des Spanlochs, mit einem kleineren Bohrer entfernt. Die Reste zwischen den Bohrlöchern ließen sich gut mit Stechbeiteln entfernen. Als ich bei zwei Dritteln der Tiefe angelangt war, habe ich das Hobelmaul von unten einige Millimeter tief ausgestochen und von da aus mit einem dünnen Bohrer mehrmals nach oben durchgebohrt. Damit verhindert man beim Tiefergehen Ausbrüche am Hobelmaul. Dann ging es von oben weiter mit Stechbeiteln, bis - von den Anrissen außen und den Bohrungen von unten geleitet - das Hobelmaul geöffnet war.
Schwierigkeiten bekam ich bei dem Versuch, die seitlichen Vertiefungen zwischen Eisenbett und Wangenwiderlager zu bohren bzw. auszustemmen. Da hätte ich vielleicht vorher noch mal nachlesen sollen, denn Whelan empfiehlt für diesen Zweck eine Schlüssellochsäge. So eine Säge habe ich leider nicht, aber mit einer traditionellen Stichsäge gelangen mir die Einschnitte dann recht gut. Jetzt war ich neugierig geworden und habe erst einmal versucht herauszufinden, welche Werkzeuge denn die alten Hobelbauer benutzt haben.
Die Ausbeute dieser Suche ist recht überschaubar, denn es gibt nicht viele Quellen. Auf die Artikelserie von William J. Armour aus dem Jahr 1898 hatte ich im letzten Beitrag schon verwiesen. Weitere Quellen in der Literatur habe ich unten aufgelistet.
Kurz gesagt bestand der Werkzeugsatz eines Hobelmachers aus einer Anzahl Beiteln (Lochbeitel, verschiedene Stechbeitel, teilweise mit schräg geschliffener Schneide oder an Schnitzmesser erinnernd), mehreren kleinen Sägen ähnlich den Schlüssellochsägen und verschiedenen Schablonen und Klemmvorrichtungen. In den englischen, amerikanischen und französischen Sammlungen sind außerdem sogenannte Floats enthalten. Das sind Werkzeuge zum Schaben, die man als Mischung aus Hobel, Säge und Raspel beschreiben könnte und die eine saubere und ebene Oberfläche auf schwer zugänglichen Bereichen erzeugen.
Die Sägen werden so beschrieben, daß ihre Zähne nicht geschränkt und schräg angeschliffen sind. Das entspricht genau einer Stich- oder Lochsäge, wie sie in Deutschland früher üblich war. Ich könnte mir vorstellen, daß es zum Einsägen der seitlichen Vertiefungen von oben günstig wäre, wenn das Blatt einer solchen Säge nicht spitz ausläuft, sondern eher wie bei einem Fuchsschwanz stumpf oder abgerundet. Eine Bezahnung auf Zug würde das Arbeiten in dem beengten Raum erleichtern und das Blatt könnte dann auch dünner gehalten werden. Ich habe, wie gesagt, eine Stichsäge verwendet, aber die Schnittflächen noch mit Beiteln nacharbeiten müssen.
Was ich für meinen Hobelbau nicht verwenden will, sind die genannten Floats, denn unsere frühen Hobelmacher mußten auch ohne sie auskommen. Das beweist ein Reisebericht von Karl Karmarsch (Polytechnisches Journal, 1852: "Eigenthümliche Art Raspeln"), der schreibt: "Ich gebe den Werkzeugen, von welchen ich hier sprechen will, den Namen Raspeln, weil ich keine deutsche Benennung dafür weiß, indem der Gegenstand bei uns völlig unbekannt ist." Ich glaube, daß man alle Arbeiten, für die z. B. in England Floats verwendet wurden, auch mit (eventuell entsprechend zurechtgeschliffenen) Beiteln oder mit der Stichsäge machen kann.
Hier sieht man jetzt den aktuellen Stand meiner Arbeit. Die Spanöffnung ist fast fertiggestellt. Das Eisen läßt sich schon einsetzen, aber der Bereich zwischen Eisen und Widerlager muß noch etwas verbreitert werden, damit der Keil (hier von einem anderen Hobel ausgeliehen) tiefer kommt. Alle Flächen müssen noch abschließend geputzt werden. Das gilt besonders für das Eisenbett, das vollkommen eben sein muß. In verschiedenen Quellen wird berichtet, daß die Eisenauflage mit einem breiten Beitel mit langem Griff bearbeitet wird, wobei der Beitel mit der Schulter geschoben wird. Das kann man sehr schön sehen in dem Video über die Firma Raggenbass, das ich in diesem Beitrag vorgestellt habe.
Jetzt werde ich mich an den Keil machen. Bis dann!
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Quellenangaben:
Werkzeuge von englischen Hobelbauern befinden sich in der Hawley Collection in Sheffield. Dort gibt es auch einen Film über die Arbeit eines der letzten Hobelmacher bei William Marples.
Die Werkzeuge in dieser Sammlung werden gezeigt in dem Buch
British Planemakers from 1700, W. L. Goodman, Astragal Press, 1993
und im
Dictionary of Woodworking Tools, R. A. Salaman, Astragal Press, 1997
Ein Bericht über die Werkzeuge eines amerikanischen Hobelbauers ist in dieser Zeitschrift erschienen:
Making wood planes in America, The Chronicle, Vol. VIII, EAIA, 1955
Werkzeuge für den Hobelbau, die von einer französischen Firma stammen, sind abgebildet und beschrieben in
Les Rabots, Pierre Bouillot et al., Edition Vial, 2010
Hallo Wolfgang,
AntwortenLöschenden begriff Schlüssellochsäge habe ich noch nicht gehört. Was ist dass denn? Und die Stichsägen, die ich kenne, waren ohne Schrägung Fleam gefeilt, aber dafür zum Teil heftig geschränkt. Offenbar gab es auch hier Unterschiede.
Liebe Grüße
Pedder
Hallo Pedder,
AntwortenLöschensehr bekannt scheint die Säge nicht zu sein, denn auch Google weiß wenig darüber. Kurz erwähnt wird sie in einem Artikel von 1967, den ich auf meiner Homepage wiedergegeben habe:
http://www.holzwerken.de/werkzeug/saegen1.phtml
Im Grunde ist sie die kleine Ausgabe einer Stichsäge und anscheinend auch genauso geschärft. Von den Zähnen einer Stichsäge habe ich auf dieser Seite ganz unten Abbildungen:
http://www.holzwerken.de/techniken/saege_zahnform.phtml
Gruß, Wolfgang