Donnerstag, 9. September 2010

Georg oder Friedrich?



Schon länger stehen diese vier Rundstabhobel in meiner Sammlung. Irgendwas stimmt nicht mit denen, aber was? Mir war zwar aufgefallen, daß ich dieses Keilwiderlager bei Ulmia-Hobeln noch nie gesehen hatte. Aber alle vier Hobel tragen das Markenzeichen mit dem Ulmer Münster. Warum sollte ich dann bezweifeln, daß sie aus der Fabrik von Georg Ott stammen?

Die Hobel sind allem Anschein nach relativ neu, was für mich bedeutet, daß sie nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurden. Aus dieser Zeit habe ich einige Ulmia-Kataloge, aber in keinem davon sind solche Rundstabhobel zu finden. Auch sehen neuere Ulmia-Hobel deutlich anders aus mit einem symmetrischen, massiven Horn und tailliertem Keil. Und schon seit den dreißiger Jahren sind die Fausthobel mit dem abgeflachten eisernen Keilwiderlager ausgestattet.

Neulich ist mir das Quartett wieder in die Hände gefallen, und plötzlich wußte ich, was mich an den Hobeln so irritiert hatte. Zum Vergleich stellte ich einen Fausthobel von Friedrich Ott daneben und die Ähnlichkeit war deutlich zu sehen: das gleiche Horn mit der schwungvoll abgewinkelten Spitze, der Keil mit den breiten Fasen und das eingeschraubte halbrunde Keilwiderlager.



Jetzt stellt sich die Frage, wie diese offensichtlich von Friedrich Ott hergestellten Hobel zu dem Markenzeichen der Firma Georg Ott kommen. Da ich die vier Hobel zusammen gekauft habe, könnte es sein, daß der Vorbesitzer die Marken angebracht hat. Dafür gibt es allerdings keine Anzeichen, die Marken sehen aus wie bei originalen Ulmia-Hobeln. Es gibt auch keine weiteren Markierungen, wie etwa den Trocken-Holz-Stempel von Friedrich Ott auf der Rückseite. Die Eisen sind ohne Stempel.

Bleibt noch die Möglichkeit, daß Friedrich Ott diese Hobel für Georg Ott gebaut und mit dessen Markenzeichen versehen hat. In einem Katalog aus den 40er Jahren sind genau solche Hobel enthalten. Sogar die Breite der Eisen stimmt überein:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_19.phtml

Über die Gründe kann man nur spekulieren. Trotz der Namensgleichheit waren die beiden Familien Ott nicht verwandt und über geschäftliche Beziehungen der Firmen ist bisher nichts bekannt. Gab es bei Ulmia einen Produktionsengpaß und Friedrich Ott hat ausgeholfen? Wollte Georg Ott auch mal schöne Hobel verkaufen? Da hätte er aber sein meiner Meinung nach besseres Keilwiderlager beibehalten sollen. Was könnte noch der Grund für diese Kinder-zweier-Väter-Hobel gewesen sein?

Vielleicht wird eines Tages ein Dokument auftauchen, das dieses Rätsel löst.

1 Kommentar:

  1. Tolle Seite, da ich schon seit längerem weiß, daß Du auch ein Hobelsammler bist, find ich Deine Seite voll bereichernd...
    Weiter so!!!

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