Aber ich will hier nicht über unsere Familiengeschichte schreiben, sondern über Handwerker. Eine Station auf diesem Ausflug war der Besuch des Friedhofs in Uerzell (Main-Kinzig-Kreis in Hessen), wo meine Urgroßeltern mütterlicherseits eine Mühle besaßen. Friedhöfe sind im allgemeinen ziemlich langweilige Orte. Die Grabsteine ähneln einander und außer dem Namen verraten sie nichts über das Leben des Verstorbenen. Auf diesem Friedhof gibt es aber einige sehr sehenswerte Ausnahmen.
Als erstes aufgefallen ist mir dieser Grabstein, eine Basaltsäule mit einer sehr sauber und genau gearbeiteten Rauhbank. Wenn sie nicht aus Stein wäre, könnte man meinen, hier liegt wirklich der Hobel, mit dem August Müller gearbeitet hat.
Hier liegt ein Cousin meiner Mutter begraben. Wie leicht zu erkennen ist, war er Müller, wie sein Vater und sein Großvater, auf der oberen Dielmühle in Uerzell.
Mit Namen Müller, aber von Beruf offensichtlich ein Wagner. Dieser Grabstein gefiel mir besonders gut. Vielleicht auch, weil das Rad mit der Inschrift den Kreislauf des Lebens sehr schön symbolisiert.
Irmgard Müller war vielleicht Bernhards Frau. Auch sie war Handwerkerin, und besonders gern strickte sie Strümpfe. Den letzten hat sie nicht mehr fertig machen können. Aber ihr Strickzeug liegt da, als könnte sie jederzeit zurückkommen.
Grabmale sind für die Lebenden, die Toten haben nichts mehr davon. Und sicher kann es sehr schwierig sein, die Essenz eines Lebens da abzubilden. Aber ich fände es schon tröstlich, wenn mein Grab einmal mehr von mir erzählt als nur meinen Namen.
Quellen:
Diese vier und weitere Grabmale von diesem Friedhof sind hier zu finden:
Ein besonderes Beispiel für Gräber mit Darstellungen von Handwerkern und ihren Werkzeugen ist der Rochusfriedhof in Nürnberg:
Der Handwerkerfriedhof Sankt Rochus zu Nürnberg